Grüß Gott, Salzburg

 

Schon am Bahnhof fahrt er dir ins G'sicht,
der ganze Horror dieser Stadt.
Du steigst auße aus'n Zug
und bist sofort in Lebensgefahr.
Da wird geprügelt, wird gestochen, in die Goschn
getreten,
die ganze Bronx in New York is ein Dreck dagagen.
Und triffst an Polizisten, dann pass auf, dass d' net an
falschen triffst.
Da san a paar dabei, die haun di schon, wennst nur
fragst, wie spät es ist.
Ich könnt' mir vorstellen, wär' ich eins der schlimmen
Kinder dieser Stadt,
ich glaub, ich zwickert denen glatt einmal die
Mozartkugeln ab.

Grüß Gott, Salzburg!
Grüß Gott, Salzburg!

Jeden zweiten Sommer wird das friedliche Städtchen
zum zweiten Pearl Harbour,
da wälzen sie sich nieder, dicke Amis
und schwitzende Japaner.
Manchmal schaut der Herrgott hin,
dann weint er und es gießt,
dann dampft der ganze Haufen,
das ergibt den Jedermannmief.
No, was willst von einer Stadt, in der ma Salzburger
Nockerln frisst.
Der Erfinder dieser Köstlichkeit war sicher ein brutaler
Geschmackssadist.
Es is wirklich wahr, da hast nur süße Luft am Teller,
und das ganze wird serviert von einem unfreundlichen
Kellner.

Grüß Gott, Salzburg!
Grüß Gott, Salzburg!

Mir war jede Schickeria immer wurscht,
nur bei einer wird mir schlecht.
Bei dieser Jodelschickeria,
verpackt in eine Lodendekadenz.
Sie protzen alles nieder zur Festspielzeit,
mit schweren Gehängen aus Juwelen und aus Fleisch.
Weißt, warum die ganze Stadt so ungut vibriert,
schuld dran ist der Mozart, der im Armengrab rotiert.

Grüß Gott, Salzburg!
Grüß Gott, Salzburg!


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