Obergattinger

 

Wie er ins Bett fallt, jede Nacht.
Wie er stinkt und ummeschwitzt.
Wenn er no lang so weitersauft,
wird er bald sterben, sagt sie sich.
War er früher a scho so?
So grob, so laut, so schwer?
Eigentlich ja! sagt sie sich,
nur i habs damals ned bemerkt.
Aber eins is neu in letzter Zeit,
er haut mir zu oft her.
Ach, schlaf jetzt ein! Sagt sie sich,
s'is dei Obergattinger, was hilfts.

Ach, schlaf jetzt ein, sagt sie sich.
A wengerl hast no Zeit,
bis er aufwacht und ins Klo fallt
und seine Cappymischungen
speibt.
Nachher fallt er vielleicht auf Dich,
Mariand Josef, bitte nicht!

War ich früher a scho so?
So hart, so stumpf und ohne Spaß?
Eigentlich ned!
War das früher a scho so?
Eigentlich ned! Und sie stellt fest,
wie sehr sie ihn jetzt hasst!
Ach, schlaf jetzt ein! Sagt sie sich,
s'is dei Obergattinger, was hilfts.

Geh, wach auf! Sagt der Mund, aus
der Ebbe mach ma Flut.
Und er schickt ihr lichtgeschwind,
a Packerl Ich, a Packerl Kraft, a Packerl Mut,
und sie geht leise in die Kuchl,
zieht sich Gummihandschuhe an.
Und sie nimmt des schärfste Messer,
das in der Finstern finden kann.
Und sie geht leise z’ruck in’d Stuben.
Gott sei Dank, er wacht ned auf!
A kurzes Vaterunser,
Und dann schlachtet sie die Sau!


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