Moritz

 

In einem dieser Lager, die unsere Väter damals
bauten,
in die sie Schornsteine pflanzten, die Tag und
Nacht rauchten,
da kauert in einer kleinen Baracke der kleine
Moritz auf seinem Brett,
die kleinen Händchen fest aneinander gepresst,
spricht er sein Abendgebet.
"Lieber Gott, du kannst es doch machen,
dass sie mich heute Nacht nur bewachen"

Moritz, kleiner Moritz, es war wieder ein böser
Tag,
mein Vater hat dich geschlagen, ja, du weißt
auch nicht, warum er es tat.
Ich hoffe, die Kälte lässt dich schlafen und ein
Traum legt sich auf deine Schmerzen,
aber da ist diese große Angst in deinem kleinen
Herzen.
"Lieber Gott, es liegt doch in deiner Macht,
dass sie mich nicht holen, heute Nacht."

Lieber Gott, wo bist du gewesen, sie haben ihn
geholt heute Nacht.
Sie haben ihn heute Nacht zu den Schornsteinen
rüber gebracht.
Ja, unsere Väter sind es gewesen, sie haben den
kleinen Moritz zu den Schornsteinen rüber
gebracht.
Lieber Gott, sag dem kleinen Moritz, der da oben
neben dir steht,
er möge uns, ihren Kindern, bitte, bitte vergeben!


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