Bitte bleib da

 

Ui, hast das g'hört?
D'raußt is a Wolf.
I glaub der Wolf,
der was sich großer böser nennt.
Was der da will?
I hab an Verdacht,
an schweren Verdacht,
der will Dich fressen heute Nacht,
wie er die Geißlein g'fressen hat.

Es ist besser, Du bleibst heut Nacht bei mir,
man weiß ja nie,
die Oma is auf Lepschi, bis morgen früh,
und kommt sie, dummerweise, früher nach Haus,
dann frißt sie eh der Wolf da draußen auf.
Mit einem Wort, draußen spielt sich's ab.
Und außerdem regnet's,
also, bitte bleib da.

Was is da draußt los?
Alle fallen um.
Bum.
Männer, Frauen, Kinder und Hund.
Na, Servus G'schäft,
das ist die Pest,
die schwarze Pest,
sie rafft da draußt alle dahin,
wie beim lieben Augustin.

Es ist besser, Du bleibst heut Nacht bei mir, in
Quarantän',
die Oma is auf Lepschi, sie ist kein Problem,
die kommt ned ham, vor morgen früh um acht,
falls die Pest sie nicht eh schon draußen
angeknabbert hat.
Mit einem Wort, draußt spielt sich's ab,
und regnen tut's a,
also bitte bleib da.

Wer klopft an die Tür?
Die Oma ned.
Sicher ned.
Das is der Qui Qui!
mehr sag i ned,
g'schwind a Versteck,
wie wärs mit Omas Himmelbett,
das hat den Opa schon versteckt.

Es ist besser, Du bleibst heut Nacht bei mir,
im Himmelbett,
die Oma kommt nie wieder, sie tangiert uns ned,
aber die anderen da draußt, die warten auf Dich,
der Wolf, die Pest und er, der Qui Qui!
Und außerdem, es regnet immer noch,
und die Oma hat den Schirm,
also, bitte bleib da.
Bitte bleib da.


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